Was peinlich ist und was nicht, ist oft eine sehr individuelle Frage. Spätestens seit der legendären Szene in Harry und Sally (zur Erinnerung, hier ist die Szene) ist klar, dass Essen durchaus etwas Erotisches hat. Der neueste Trend nennt sich Foodporn (auf Twitter unter #foodporn oder #foodorgasm) und bezeichnet die Sucht, sein Essen, jedes Stück Fleisch und jedes Salatblatt, über das man im nächsten Moment herfallen wird, zu fotografieren und über die sozialen Medien in die Welt zu posten.
Alleine auf Instagram sollen um die 92 Millionen Bilder stehen. Einmal abgesehen davon, dass natürlich Restaurants den neuen Trend begeistert aufgreifen und die eigenen Kreationen in die Seiten schmuggeln – Schleichwerbung nannte man so etwas früher. Die Forschung ist geteilter Meinung: Während die einen der Ansicht sind, dass fotografiertes Menüs sogar leckerer empfunden wird, ist es für die anderen der pure Narzissmus, sein Essen zu knipsen und in die Welt zu posaunen.
Unbestritten ist, was die österreichische Trendforscherin Hanni Rützler erklärt: „Essen ist wirklich zu einem Phänomen geworden, mit dem man die eigenen Vorlieben und Orientierungsgrößen kommunizieren kann.“ Es sei ein „wunderbares Mittel, Individualität auszudrücken.“ Und Hand aufs Herz: Haben wir nicht alle schon einmal gezittert, dass der Sauerbraten in der Röhre nur bitte ja gelinge und fertig sei, wenn die Gäste kommen. Wenn dann einer sagt, das Essen sei „phänomenal“, schmeckt es auch den Gastgebern gleich viel besser. Ob man den Braten nur riechen und schmecken möchte oder ob man ihn dann auch noch auf Facebook hochladen muss, ist allerdings die andere Frage. Wenn’s Ihnen nicht peinlich ist, tun Sie’s – Sie liegen damit voll im Trend.